Schnelles Internet – auch wirklich für Jeden?


Glasfaser Breitband: Deutschland soll schnelles Internet bekommen. Ein Milliarden schweres Förderprogramm soll helfen. Doch hält es, was es verspricht?

Deutsche Kommunen konnten sich bereits in zwei Ausschreibungsrunden für Bundes-Fördergelder bewerben, um auch jenseits von Ballungsgebieten mindestens 50 Mbit/sec an Download-Geschwindigkeit erzielen zu können. In den kommenden Monaten soll es dann seitens der Kommunen öffentliche Ausschreibungen geben, auf die sich Breitbandanbieter bewerben können.

Doch ganz so einfach ist die Lage nicht. Die Tücken des Förderprogramms dürften spätestens bei der allabendlichen Fernsehwerbung offenkundig werden, wenn einige Anbieter heute bereits mit Geschwindigkeiten von 1 Gbit/s – also 1.000 Mbit/s – werben. Zudem gehen Fachleute davon aus, dass bereits in 4-5 Jahren die 10 Gbit-Grenze – also 10.000 Mbit/s – als Standard-Angebot überschritten wird. Firmen-Tarife werden heute schon mit bis zu 100 Gbit/s (100.000 Mbit/s) angeboten. Und dann sollen 50 Mbit/s die Zukunft für ländliche Regionen sein?

Die Krux liegt in dem Umstand, dass weite Teile der deutschen Infrastruktur lediglich mit Kupferkabeln ausgerüstet sind, die vornehmlich von einem Staatskonzern betrieben werden. Mittels technischer Erweiterungen wie VDSL1 können diese noch bis 100 Mbit/s und mit VDSL 2 auch bis 200 Mbit/s gesteigert werden, – allerdings auf Kosten überproportionaler Leitungsverluste.  Das heißt, dass mit zunehmender Entfernung zum Hauptverteiler die Leistungen dramatisch abnehmen. Reichweiten bei kupferbasierten LeitungenSchon nach 1.200 Metern können diese dann unter die alten ADSL-Werte sinken. Selbst mit der jüngsten VDSL2-Technik bleiben von 200 Mbit/s nach 1.500 Metern kaum mehr als 30 Mbit/s übrig. Anspruch und Wirklichkeit können also weit auseinander liegen, und von professionellen Chancen zur Wirtschaftsansiedelung oder Tourismus-Förderung kann da kaum noch die Rede sein. Wer mehr will, benötigt also eine komplett neue Infrastruktur.

Trotzdem sind die in den nächsten Monaten anstehenden Ausschreibungen im Standard nur darauf ausgelegt, dass „mindestens 50 Mbit/s“ erzielt werden müssen, – nur eben am Verteilerkasten gemessen und nicht am Hausanschluss. Dort kommen dann eben „bis zu“ 50 Mbit/s an.

Demgegenüber kennt Glasfaser weder hohe Leitungsverluste noch die Wörtchen „bis zu“: 200 Mbit sind auch stets 200 Mbit – und das synchron beim Download wie beim Upload.

Genau genommen unterstützt das Bundes-Förderprogramm also eher die Erhaltung rückwärtsgewandter Kupfer-Technik eines Staatsmonopolkonzerns statt eine markwirtschafts- und zukunftsorientierte Modernisierung mittels Glasfaser zu forcieren.

Außerdem soll es den Schöpfern des Bundes-Förderprogamms genügen, wenn 90 % aller Haushalte angeschlossen werden. Das heißt aber auch: fast jeder zehnte Haushalt kann seine Hoffnungen auf schnelles Internet langfristig begraben.

Und wer denn bislang noch nicht an den Förder-Futtertrog gelassen wurde, kann sich in einer 3. und 4. Förderrunde noch einmal um Fördergelder bewerben, – ob es allerdings Sinn macht, noch ein paar Jahre bei ungewissem Ausgang zu warten, dürfte mehr als fraglich sein.

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Dabei gibt es auch jenseits steuerfinanzierter Fördermittel durchaus spannende Lösungswege für einen Glasfaserausbau, damit Kommunen technologisch Anschluss halten können. Dies würde allerdings die Anbieter verpflichten, vornehmlich eigenes Kapital in ihre künftige Infrastruktur zu investieren und das bis in jeden Haushalt hinein: also inklusive der „letzten Meile“ oder auf neudeutsch FTTH – Fiber to the home.

Seit einigen Jahren etablieren sich ausgesprochen finanzstarke Player sehr erfolgreich im Wettbewerb zu Deutscher Telekom und Kabel Deutschland und liefern bereits mit eigens finanzierter Glasfaser-Struktur genau die Internet-Geschwindigkeiten in mehrere 100.000 Haushalte, auf die viele Kommunen selbst in Jahren noch vergeblich hoffen dürften, wenn sie sich nicht selbst darum bemühen.

Die TUTOR Unternehmensberatung begleitet regionale Gebietskörperschaften bei der Projekt-Entwicklung bis hin zur Aufnahme des Netzbetriebes.

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Wenn auch Ihre Kommune nicht länger auf schnelles Internet warten möchte, dann nehmen Sie einmal unverbindlich Kontakt mit uns auf.